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9. Dezember 2020
Bestandskauf: Investieren in Corona-Zeiten?

Bestandskauf: Investieren in Corona-Zeiten?

Immer wieder überlegen Makler, sich einen Maklerbestand zu kaufen. Neben den grundsätzlichen Überlegungen, ob ein solcher Schritt sinnvoll ist oder nicht, stellt sich auch die Frage, ob in den heutigen Zeiten ein solches Risiko eingegangen werden sollte, gibt Andreas Grimm zu bedenken.

Viele Versicherungs- oder Finanzanlagemakler würden gerne expandieren, ihr Unternehmen vergrößern, schließlich setzt schätzungsweise die Hälfte der Makler in Deutschland weniger als 100.000 Euro Jahrescourtage um. Nach Abzug aller Kosten erwirtschaftet ein Versicherungsmakler im Schnitt kaum mehr als Gewerbetreibende anderer Branchen. Dabei könnte man es mit einem Maklerunter­nehmen auch zu Wohlstand bringen.

Als Vorbild dienen Unternehmen wirklich erfolgreicher Makler nur bedingt, denn deren Unternehmen sind meist in Zeiten entstanden, in denen Marktbearbeitung nach anderen Regeln funktionierte und Kunden oft andere Anforderungen gestellt haben. Manche der „Kleinen“ versuchen es not­gedrungen mit mehr Arbeit oder mit dem Einstellen einer Bürokraft. Oft mit mäßigem Erfolg. Der Schlüssel zu mehr Umsatz und Wachstum liegt im Wechsel der grundsätz­lichen Einstellung zum eigenen Beruf. Wenn ein Makler im Denken vom Selbstständigen zum Unternehmer wird. Es ist nun mal ein Unterschied, ob man sich Gedanken über seine Terminquote macht oder ob man sich über die systema­tische Erschließung neuer Zielgruppen oder Regionen und über Beratungsstrategien Gedanken macht.

Wer über solche Fragen nachdenkt, wird sich irgendwann auch fragen, ob er sich die Arbeit selbst machen soll oder ob er auf die Vorleistungen anderer zurückgreifen und deren Unternehmen kaufen soll. Gerade in Zeiten einer Pandemie kommt zur grundsätzlichen Frage, ob ein Bestand gekauft werden soll, auch noch die Frage, ob jetzt ein guter Zeitpunkt ist.

Kaufabsichten wegen Corona nicht infrage stellen

Wer zu großen Respekt vor dem unternehmerischen Risiko eines Unternehmenskaufs hat, sollte von solchen Abenteuern grundsätzlich die Finger lassen. Während Sie noch zögern und überlegen, ob Sie überhaupt Ihre Bank fragen sollen, hat ein anderer bereits ein Angebot gemacht und den Zuschlag erhalten. Dazu ist die Nachfrage nach Beständen einfach zu hoch und sind die freien Finanzmittel der Käufer zu groß.

Wenn wir mit Maklern sprechen, die regelmäßig Bestände kaufen, dann spiegeln sie uns, dass für sie Corona überhaupt kein Anlass ist, Kaufabsichten grundsätzlich infrage zu stellen. Mit Ausnahme der Bestände von Gewerbemaklern, die sich dummerweise auf Gastronomie, Hotellerie oder das Veranstaltungsgewerbe konzentriert haben und in deren Kundenbestand eine Insolvenzwelle zu erwarten ist. Für die meisten Kaufinteressenten ist Corona lediglich ein willkommenes Instrument, um ein wenig die Preise drücken zu können – „am besten“ kurz vor dem Notartermin, wenn schon alle anderen Mitinteressenten eine Absage erhalten haben.

Versicherungsbestände sind in der Regel viel stabiler (oder träger), als die meisten glauben. Das macht ein solches Investment auch – oder gerade – in Corona-Zeiten attraktiv. Sogar Banken scheinen zurzeit deutlich freigiebiger bei der Kreditgewährung für solche Transaktionen zu werden. Daher können wir nur jedem raten, sich von Corona nicht verunsichern zu lassen. Die Pandemie wird sich abschwächen, die hohen Renditen bei Bestandskäufen werden wohl bestehen bleiben. Es ist also Zeit zu kaufen.

Über den Autor

Andreas Grimm ist Gründer des Resultate Institut und beleuchtet an dieser Stelle regelmäßig Aspekte zur Nachfolgeplanung. Gemeinsam mit AssCompact hat er den Bestandsmarktplatz initiiert.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 12/2020, Seite 112, und in unserem ePaper.

Bild: © Pormezz – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Andreas W. Grimm